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Oben: Morgendämmerung unterhalb des Allalins. Die Parkverantwortlichen geben den Kickern den letzten Schliff bevor die besten Freestyler der Welt darauf trainieren.

Fotos: Finnegan Laver, Boen Ferguson, Kobi Würsch, Patrick Gasser, Swiss Ski
Text: Patrick Gasser

 

Was für Hollywood-Stars der rote Teppich, ist für die SchneesportElite das Sommerskigebiet von Saas-Fee. Nicht weniger als 41 Medaillengewinner der Olympischen Spiele 2018 feilen hier regelmässig an ihren Schwüngen und Tricks.

Oben: Olympiasiegerin Sarah Höfflin trainiert in Saas-Fee

 

Der Duft von frisch gemähtem Gras liegt in der Luft. Wo im Winter Skilehrer auf ihre Schüler warten, trifft sich die Dorfjugend zum Fussballtraining. Jugendliche hechten im Sand des Beachvolleyfeldes nach dem Ball. Es ist anfang August in Saas-Fee. Schnee und Winter scheinen gar weit weg. Genauer gesagt: 1’400 Höhenmeter. So viel trennen Sommer und Winter hier oben im Hochsommer. Mitte Juli öffnet das Gletscherskigebiet unterhalb des Allalins. Skiteams aus der ganzen Welt reisen im Sommer und Herbst nach Saas-Fee. Nur 45 Minuten dauert die Anreise hingegen für Ramon Zenhäusern (26). Der Skirennfahrer aus Bürchen (Wallis) gewann bei den Olympischen Winterspielen 2018 Silber im Slalom und Gold im Teamwettkampf. Er kennt die Gletscherpisten von SaasFee seit er 13 Jahre alt ist. “Für das Schweizer Team ist das Training hier ein riesiger Vorteil”, sagt Zenhäusern. Die Möglichkeiten für das so wichtige Grundlagentraining sind in den letzten Jahren rar geworden im Sommer der nördlichen Hemisphäre. Mit dem Abschmelzen der Gletscher verschwanden die meisten Sommerskigebiete in den Alpen. In Nordamerika sieht die Situation nicht besser aus. Seit Anfang der 1990er-Jahre liegen die Sommerpisten von Saas-Fee auf knapp 3’500 Metern über Meer. Zum einen, weil die 1984 eröffnete Untergrundbahn nun das Gebiet Mittelallalin erschloss. Aber auch weil die bisherigen Sommerpisten zwischen Egginger und Felskinn mit dem Rückzug des Eises nicht mehr erschlossen werden konnten.

Oben: Ungarisch-Rumänischer Weltcup-Skirennfahrer Edit Miklós Training in den Toren

 

EIN SOMMER MIT 4’000 TOREN
Hunderte von roten und blauen Toren stecken im Frühherbst im Eis des Feegletschers. Bei Sonnenaufgang beginnen die Trainer damit die Kurse auszuflaggen. Eine Art Börse entscheidet, welches Team wo trainiert. 80 Teams aus der ganzen Welt trainieren Seite an Seite. Stars wie die SlalomAsse Henrik Kristoffersen (Norwegen) oder Andre Mhyrer (Schweden) neben den Nachwuchshoffnungen des Walliser Skiverbandes. Alleine Ramon Zenhäusern umkurvt jeden Sommer auf dem Feegletscher an die 4’000 Tore bei seinen Trainingsläufen. “Gelände und Schnee lassen bereits früh die Simulation von Weltcuprennen zu”, sagt Ramon Zenhäusern. Ein entscheidender Trumpf im Kampf um Hundertstelsekunden.

„Für das Schweizer Team ist das Training hier ein riesiger Vorteil.” Ramon Zenhäusern, zweifacher Olympiamedaillengewinner 2018


RASANTE ENTWICKLUNG
Doch am Fusse des Allalins wird nicht nur an schnellen Schwüngen gefeilt. Riesige Schneehügel, eine eisige Halbröhre und treppengeländerartige Hindernisse bilden im Sommer den Snowpark. Kicker, Halfpipe und Rails sind für Freestyler was Slalomstangen, Schienbeinschoner und Starthaus für die Rennfahrer. Statt um Sekundenbruchteile geht es bei den Freestylern um Punkte: Je anspruchsvoller die Tricks und je sauberer diese ausgeführt werden, desto höher bewerten die Punktrichter die Läufe der Fahrer durch den Parcours. Jede Saison werden die Tricks dabei noch etwas ausgefallener. Wer sich nichts Neues einfallen lässt, verliert den Anschluss. Dreifache Salti mit vierfachen Schrauben gehören mittlerweile zum Standardrepertoire der Profis. Hinter der rasanten Entwicklung bei den Snowboardern und Freeskiern stehen auch immer bessere Parkanlagen. Ein Beispiel: Als 1998 Gian Simmen in Nagano Olympiagold holte, war die Halfpipe noch dreieinhalb Meter hoch. Mittlerweile ragen die Wände fast sieben Meter in die Höhe. Bau und Unterhalt übernehmen Spezialmaschinen. Das kostet. Für die Profis ist es in den letzten Jahren daher immer schwieriger geworden, geeignete Trainingsmöglichkeiten zu finden. Die Halfpipe auf dem Feegletscher ist im Frühherbst die einzige auf der Nordhalbkugel. Kein Wunder feilen hier Topstars wie der Schweizer Snowboarder Iouri Podlatchikov (Olympiasieger 2014) oder der US-Amerikanische Freeskier David Wise (Olympiasieger 2014 und 2018) in der Vorsaison an ihren Tricks.

Oben: US-Snowboarder Redmond Gerard gewann überraschend die Olympische Goldmedaille in der Disziplin Slopestyle. Er trainierte im Herbst bei den Stomping Ground Sessions in Saas-Fee.

„Der Snowpark von Saas-Fee hat grossen Anteil am Erfolg unseres Teams.” Jonas Hunziker, Olympiateilnehmer 2018


IN 600 ARBEITSSTUNDEN ZUM PERFEKTEN PARK
Um den Unterhalt und Aufbau des Sommer Snowparks kümmern sich ein Team von vier Pistenfahrzeugfahrer. Dazu kommen nochmals so viele Personen, die den Elementen mit Schaufel und Rechen den letzten Schliff verleihen. “Langweilig wird es uns nie”, sagt Kobi Würsch (33). Der gelernte Schreiner und passionierte Snowboarder formt seit Jahren mit Schnee und Eis die Sprünge für die Weltelite. Ein Traumjob, wie er findet: “Ich kann meine Kreativität bei der Arbeit voll ausleben”, sagt Würsch. Rund 600 Stunden Arbeit, 500 davon mit den Pistenfahrzeugen, investierte das Team vor der Eröffnung des Sommerparks 2017 in den Aufbau der Elemente. Das Engagement von Würsch und seinem Team wird von den Athleten geschätzt. “Der Sommersnowpark hier gehört zu den besten der Welt”, sagt etwa Jonas Hunziker. Der Berner Oberländer reiste mit der Freeski-Nationalmannschaft vergangenen Februar zu den Olympischen Spielen nach Südkorea. Dort belegte er in der Disziplin Ski Slopestyle den zehnten Platz. Bei den Frauen holten Sarah Höfflin und Mathilde Gremaud einen Doppelsieg für die Schweiz. Auch sie trainieren im Sommer unterhalb des Allalins. “Dass unser Team in den letzten Jahren so erfolgreich war, liegt zu einem grossen Teil auch am hervorragenden Sommerpark von Saas-Fee”, so Jonas Hunziker weiter.

„Ich kann meine Kreativität bei der Arbeit voll ausleben” Kobi Würsch, Park Verantwortlicher